Das Turnen prägte mich fürs Leben

Viktoria Migendt (geb. Dederer) hat für die Jubiläumsfestschrift/Turndokumentation (siehe www.drabenderhoehe.de/turnjubilaeum/) den folgenden Beitrag verfasst.

Im Alter von 12 Jahren hat mich eine Freundin mit zum Turntraining im BV genommen und es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich direkt am nächsten Tag wiederkam. Ab diesem Zeitpunkt begann für mich eine sehr aufregende Zeit, denn in so einem „pubertierenden“ Alter ohne turnerische Vorerfahrungen, war es nicht ganz so einfach, mit den anderen Turnerinnen, die schon jahrelang dabei waren, mitzuhalten. Ich hatte also Einiges aufzuholen, um endlich Wettkämpfe bestreiten zu können.

Durch ein sehr engagiertes Trainerteam, das es mir ermöglichte, mehrere Tage in der Woche zu trainieren und mir auch ein straffes Ferienprogramm anbieten konnte, war es möglich, in kurzer Zeit meine turnerischen Veranlagungen so auszubilden, dass meinem ersten Wettkampf bald nichts mehr im Wege stand.

Mein damaliger „Haupttrainer“, Jürgen Brandsch-Böhm, meinte, ich hätte besondere Veranlagungen wie z. B. Schnellkraft, Körperspannung und Beweglichkeit, zudem noch ein ausgesprochenes Talent fürs „Bewegungslernen“. Das hat mich zu einer sehr guten Turnerin werden lassen (siehe Anmerkung 1).

Ein Jahr später habe ich mich sehr für das Helfen und Sichern interessiert und Jürgen bei seinen jungen Bärchenturnerinnen (siehe Anmerkung 2) unterstützt. Mit zunehmender Zeit übergab dieser mir immer mehr Verantwortung, bis ich dann kurz darauf meine allererste eigene Turngruppe leiten durfte, was mir besonders viel Freude bereitet hat. Es war für mich eine sehr erfolgreiche und intensive Zeit, und zwar nicht nur als aktive Turnerin, sondern auch als Trainerin. Später hatte ich mich weitergebildet und dann nach meiner Trainer-B-Ausbildung nach dem olympischen Programm in Stützpunkten in Köln (besonders ausgestattete Turnhallen fürs Gerätturnen) gearbeitet (siehe Anmerkung 3).

Ganz unabhängig von meinen Wettkampferfolgen, möchte ich hervorheben, wie viel ich in diesem Verein fürs Leben gelernt habe, was mir persönlich noch sehr viel wichtiger als meine sportliche Laufbahn als Turnerin ist: ich habe nicht nur tolle Menschen kennen gelernt, zu denen ich heute noch guten Kontakt habe, sondern viele Werte erfahren, die mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin; Ehrgeiz, Durchhaltevermögen, Verantwortungsbewusstsein und Disziplin sind nur einige davon. Aber auch der Zusammenhalt im Verein; sich gegenseitig helfen und unterstützen und füreinander da zu sein und das auch an nicht so guten Tagen und in nicht so guten Zeiten, hat mich in meiner Lebensgestaltung sehr beeinflusst.

Durch meine Trainertätigkeiten und vor allem auch durch meinen damaligen Trainer wurde mir schon ganz früh bewusst, dass ich Lehrerin werden möchte. Mein Trainer, mit dem ich damals viele Stunden trainiert hatte, befand sich zu dieser Zeit im Referendariat, sodass ich einiges von dem Beruf eines Lehrers mitbekommen und mich immer mehr dafür interessiert habe. Und tatsächlich arbeite ich heute als begeisterte Lehrerin an einem Gymnasium und unterrichte die Fächer Sport und Französisch und bin sehr glücklich in diesem Job. Für eine Trainertätigkeit habe ich zwar keine Zeit mehr, allerdings blieb ich trotz alledem dem Turnen treu und leite erfolgreich eine Turn-AG in der Schule, was mir sehr viel Spaß und Freude bereitet.

Für mich kann ich ein Fazit ziehen und festhalten, dass mich der Turnverein in meiner Persönlichkeitsentwicklung sehr geprägt und viel dazu beigetragen hat, dass ich meine eigenen Stärken entdeckt und gefördert habe, natürlich nur durch ein sehr engagiertes Trainerteam, das sehr viel Geduld mit mir hatte. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese tolle und intensive Zeit erfahren und durchleben durfte, da ich sonst privat und beruflich sicherlich nicht dort wäre, wo ich mich heute befinde.

Es ist sogar noch heute so, nach fast 15 Jahren, dass ich mich wie zu Hause fühle, sobald ich die Sporthalle in Drabenderhöhe betrete. Diese große und innige Vertrautheit ist gegeben, da all die Menschen und der Verein damals wie eine große Familie für mich waren, in der ich mich sehr wohl gefühlt und mit denen ich sehr viele schöne und lehrreiche Stunden verbracht habe. Dafür werde ich immer unendlich dankbar sein.

Anmerkungen der Redaktion:

Anmerkung 1: Viktorias Wettkampferfolge gehen auch aus diesem Bericht hervor

Anmerkung 2: Mehr Infos zum Tema Bärchenturnen gibt’s hier

Anmerkung 3: Mehr Infos über Viktorias Arbeit „Nominierung in den Bundeskader“ gibt’s hier

Die Fotos zeigen Viktoria Migendt (geb. Dederer) beim Turnen in ihrer Zeit beim BV 1909 Drabenderhöhe

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