Katharinenball 2018: Viel Beifall für das Theaterstück „Faust auf dem Dorf“ in siebenbürgisch-sächsischer Mundart

Mit einer flotten Version von „Heißa Kathreinerle“ eröffnete der Honterus-Chor unter Leitung von Regine Melzer am 17. November 2018 den Katharinenball. „Eine Veranstaltung, wie sie in vielen Orten in Siebenbürgen zu Ehren aller Katharinen, die am 25. November Namenstag haben, durchgeführt wurde“, so die Vorsitzende Anneliese Dürr als sie die vielen Gäste begrüßte.

Sie betonte, dass die Laiendarsteller des Honterus-Chors zum 47. Mal auf der Bühne des Kulturhauses stehen, um ein Theaterstück in siebenbürgisch-sächsischer Mundart aufzuführen, die in Drabenderhöhe noch gesprochen wird. „All die schönen Jahre, all die schöne Zeit, stehen wir zusammen in Gemeinsamkeit“ sang der Chor und bedankte sich damit „für guten Zusammenhalt und die Freundschaft in all den Jahren“.

Der Honterus-Chor unter der Leitung von Regine Melzer. Foto: Klaus Hihn
Der Honterus-Chor unter der Leitung von Regine Melzer. Foto: Klaus Hihn

Zwei Jubilare ehrte Anneliese Dürr für langjährige Zugehörigkeit zum Chor mit Urkunden: Erich Gusbeth und Christa Brandsch-Böhm. Gusbeth singt seit 40 Jahren Tenor „ist immer pünktlich, hilft bei vielen Aktionen, beispielsweise kümmert er sich bei Theateraufführungen um die Requisiten“. Brandsch-Böhm unterstützt seit 30 Jahren mit ihrem Sopran den Chor, „hat nur bei wenigen Proben gefehlt und immer zur guten Stimmung beigetragen“. Als Leiterin der Tanzgruppen habe sie mit diesen oft das Programm bereichert.

Die Jugend-Tanzgruppe aus dem benachbarten Bielstein marschierte diesmal in den Saal und erfreute mit wunderschönen und gekonnt aufgeführten Volkstänzen. Die jungen Leute ernteten für den Auftritt viel Beifall und kamen um Zugaben nicht herum.

Die siebenbürgisch-sächsische Jugendtanzgruppe aus Bielstein. Foto: Klaus Hihn
Die siebenbürgisch-sächsische Jugendtanzgruppe aus Bielstein. Foto: Klaus Hihn

Dann öffnete sich der Vorhang zur durchaus möglichen Groteske „Faust auf dem Dorf“ von Arnold Weingärtner (Bonn, 1980). Das Bühnenbild, wie immer, eine typisch siebenbürgische Bauernstube. Reinhard Wellmann sitzt als Berichterstatter im Ohrensessel und führt in den Einakter ein, der das Publikum immer wieder zum Lachen bringt. Um den „Anschluss an die große deutsche Kultur nicht zu verpassen“, will Lehrer Roth, meisterhaft gespielt von Werner Scharpel, diesmal zum Katharinenball etwas Besonderes aufführen: Zum 250. Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe hat er den Ehrgeiz die Tragödie „Faust“ auf die Bühne zu bringen.

Aber, das große Vorhaben kommt bei den Schauspielern von Kleinschoppen nahe Hermannstadt schlecht an. Sie fühlen sich überfordert, maulen rum. Weder Inhalt des Stückes noch die Personen würden zum Leben einer sächsischen Gemeinde passen. Keiner von ihnen kennt Goethe oder das Stück.

Franka Hihn als „der junge Mann Schuster“ und Ilse Bartesch als „junge Frau Sophia“ lösen schon beim Betreten der Bühne Heiterkeit aus, sorgen im Laufe des Abends immer wieder für Lacher durch komische Kommentare und Mimik. Sie wollen lieber „Sah ein Knab ein Röslein stehen“ singen, weil „wir das Lied aus dem Chor kennen. Denn was der Goethe geschrieben hat, da denkt schon niemand mehr dran“. Unterstützt werden sie durch Frau Bock (Roswitha Wölfel) und Katharina Bell (Kathi Adam). Alle sind entsetzt, finden es unmöglich in einer sächsischen Gemeinde den Teufel, Hexen und Geister auf die Bühne zu bringen: „Wenn der Herr Dekan das erfährt, bekommen wir Ärger!“

Die Darsteller des Theaterstückes in siebenbürgisch-sächsischer Mundart. Foto: Klaus Hihn
Die Darsteller des Theaterstückes in siebenbürgisch-sächsischer Mundart. Foto: Klaus Hihn

Außerdem „können wir nur spielen, was wir verstehen und unsere schönen Trachten und die Bühnendekoration müssen auch zum Einsatz kommen“, erklärt resolut die etwas naive Sophia. „Unsere Leute können über diesen Faust nicht lachen, das ist nichts für sie!“ Frau Bock hat die zündende Idee: „Wir müssen das Stück für unsere Leute in Hans und Grete umschreiben, dann denken sie an Hänsel und Gretel und das Märchen kennen alle.“ Der arme Dorfschullehrer wird überstimmt und so gibt es zum Katharinenball doch noch einen Bauernschwank. Die Frau des Tischlermeisters Krauss, die für das Essen zuständig ist, wird von Hedda Schoger gespielt. Die Regie lag wieder in Händen von Gerda Gusbeth.

Mit spitzer Feder karikierte der Autor Dr. Arnold Weingärtner treffend das typische Verhalten der Menschen in einem sächsischen Dorf, die dem Neuen gegenüber wohl aufgeschlossen sind, aber nur soweit es „genau aus dem Leben des Dorfes“ gegriffen ist. Der Drabenderhöher Eduard Dürr übersetzte das in Deutsch geschriebene Stück 1981 in die sächsische Mundart. Enni Janesch überarbeitete es im Goethejahr 1999, fügte Gedichte und Zitate aus Goethes „Faust“ ein.

Weingärtner hatte Siebenbürgen schon in jungen Jahren verlassen, sich hier aber schon früh für die Belange seiner Landsleute eingesetzt. Er war 1951 bei Gründung der Landsmannschaft in NRW dabei und wurde deren erster Landesvorsitzender.

Ursula Schenker

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