Eindrucksvolles Chortreffen siebenbürgisch-sächsischer Chöre aus Nordrhein-Westfalen in Drabenderhöhe

„Zuvor so lasst uns grüßen von Herzen, was von Herzen singt. Ein Band soll uns umschließen…!“ Einfühlsam begrüßten rund 130 Sängerinnen und Sänger mit einem Lied von Werner Gneist, die vielen Gäste, die am 6. April 2019 ins Kulturhaus gekommen waren. Sie erlebten ein eindrucksvolles Treffen von fünf siebenbürgischen Chören aus NRW, die in ihren Trachten ein harmonisches Bild boten. Für Dirigentin Regine Melzer gab es auf der Bühne keinen Platz, sie stand auf einer Empore davor, um den Taktstock zu schwingen.

„Eine alte Tradition ist wieder aufgelebt“, sagte Gerda Gusbeth, die in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der siebenbürgischen NRW Chöre die Initiative zu diesem Treffen ergriffen hat. Sie führte aus, dass aus Mangel an Dirigenten, Sängerinnen und Sängern sich im Laufe der Jahre einige ältere Chöre auflösten, so dass es 2006 nur noch den Stefan-Ludwig-Roth-Chor aus Setterich bei Aachen und den Drabenderhöher Honterus-Chor gab, in dem Gusbeth selbst singt. Heute gehören noch die Saxonia-Chöre aus Dortmund und Wuppertal dazu sowie ein Chor der Kreisgruppe Wiehl-Bielstein, der aus fünf Männern und zehn Frauen besteht und vor zwei Jahren gegründet wurde. Unter Judith Dürr-Steinhardt erzählte die kleine Singgemeinschaft musikalisch aus ihren Erfahrungen bei der Probenarbeit: „Singen macht Spaß, singen tut gut, singen macht Mut.“

„Das schreit nach Wiederholung, das war ein Abend der Extraklasse, den wir genossen haben!“ Mit diesen Worten zollte der Landesvorsitzende Rainer Lehni vom Verband der Siebenbürger Sachsen den Chören nach ihren Auftritten Anerkennung und Dank für das Dargebotene. „Wir verbeugen uns vor euch allen und diesem tollen Erlebnis, das in regelmäßigen Abständen wiederholt werden muss“, betonte Lehni , der eingangs in seiner Begrüßung die siebenbürgisch-sächsischen Chöre als Aushängeschilder „unserer Kultur“ bezeichnete, die Gemeinschaft, Tracht und Mundart pflegen. „Ziel der Chorarbeit sollte immer eine gute Mischung aus Liedern in Mundart, Hochdeutsch und gerne auch in anderen Sprachen sein. Siebenbürgisch-sächsisches Liedgut ist Teil des deutschen Kulturgutes. Und wer, wenn nicht unsere Chöre, sollen das erhalten und der Öffentlichkeit präsentieren“, so Lehni. Auch Gerda Gusbeth meinte abschließend, dass dieses schöne Chortreffen eine Verpflichtung sei weiter zu machen. Tosender Beifall und Rufe nach Zugaben von Seiten des Publikums unterstrichen das.

Unter dem Motto „Det Frähjohr kit än de Wegden“ (Das Frühjahr kommt in den Weiden) traten zuvor die Chöre nacheinander mit ihren Dirigenten auf, präsentierten einen bunten Strauß aus Frühlings-, Freundschafts- und Gute-Laune-Liedern, bei denen natürlich auch die siebenbürgische Mundart nicht fehlen durfte.

„Bei uns gibt es immer viel zu lachen“, erklärten Chorleiter Hans-Jürgen Seidner sowie die Vorsitzende Katrin Maerker vom Saxonia Chor Dortmund, dessen 23 Mitglieder sich seit fünf Jahren aus Spaß und Freude am geselligen Beisammensein treffen. Ihr Repertoire besteht vorwiegend aus siebenbürgischen und kirchlichen Liedern. Mit dem „Lied der Freundschaft“ von Manfred Bühler und dem „Sommerowend“ nach einer Weise von Grete Lienert-Zultner erfreute der Chor unter anderem.

Der Stefan-Ludwig-Roth-Chor aus Setterich, dessen Dirigent Hanns Scheilen das Glück hatte den zwölf vor ihm stehenden Frauen den Takt anzugeben, erntete für seine Vorträge von „One Way Wind“ (Arnold Mühren) und „Zauber der Musik“ (Somaris/Bühler) viel Beifall. Vorsitzende Erika Fritsch machte den jüngeren Ensembles Mut: „Wir sind der älteste Chor, haben 2014 unser 60-jähriges Bestehen gefeiert und nehmen gerne an diversen Treffen teil, weil wir dann Menschen begegnen, die wir schon lange nicht mehr gesehen haben.“

Temperamentvoll dirigierte Chorleiter Erich Krafft seinen Wuppertaler Saxonia-Chor, der aus 30 Sängerinnen und Sängern besteht, die gerne bei einem Glas Wein feiern. Passend dazu ließen sie Lieder erklingen wie „Ein schöner Tag“ von Jack White und „Zieh einen Korken raus“ von K. Lauterbach. „Schließt die Augen und lasst euch auf eine Reise in die Heimat entführen“, forderte Krafft die Besucher auf, die das gerne taten und einem wunderbaren Heimatlieder Potpourri lauschen konnten und leise mitsummten. Für Gänsehaut pur sorgte das innig vorgetragene „Vergiss nie, wo du herkommst, vergiss die Wurzeln nicht… Wo deine Wiege stand ist immer Platz für dich!“ (Text/Musik von T. Klein).

Vorsitzende Anneliese Hüll stellte dann den Honterus-Chor Drabenderhöhe vor, der als Gastgeber für dieses Treffen fungierte und 1966 gegründet wurde. Zurzeit zählt er 43 Sängerinnen und Sänger, die Frühjahrs- und Weihnachtskonzerte geben und eine eigene Theatergruppe besitzen, die jährlich den Katharinenball mit Aufführungen bereichert. Mit „Wir schenken euch ein Lied“ , der Titelmelodie aus dem „Zauber der Musik“ von Bühler und der Farbe des Frühlings aus „Zirkel der Jahreszeiten“ verzauberte der Chor das Publikum.

Es war ein rauschendes Finale als die rund 130 Sängerinnen und Sänger wieder auf der Bühne standen und unter Leitung von Regine Melzer noch einmal gemeinsam ihre Stimmen erklingen ließen bei „Freude und Freunde“, „Die Gedanken sind frei“ und „Af deser Ierd“.

Ursula Schenker

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Fotos: Christian Melzer

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